In seiner 1766 erschienenen kunsttheoretischen Schrift arbeitete Lessing die grundlegenden Unterschiede zwischen bildender Kunst und Literatur heraus und griff damit entscheidend in die ästhetischen Diskussionen seiner Zeit ein: Ausgehend vom Vergleich zwischen der spätantiken Laokoon-Gruppe und Vergils Erzählung der Ereignisse um Laokoon begründete er seine These, dass die Poesie die geistigere und weitere Kunst ist und dass ihr die Vorrangstellung gegenüber der bildenden Kunst zukommt. Die Studienausgabe gibt neben dem Text und einem genauen Kommentar, der Zitate übersetzt und Anspielungen aufschlüsselt, verschiedene Notizen, Entwürfe und Vorstudien sowohl zum "Ersten Theil" des Laokoon als auch zu den von Lessing geplanten Fortsetzungen (Teil II und III) wieder.
Gotthold Ephraim Lessing, geb. 1729 in Kamenz/Oberlausitz, kam als Pfarrerssohn und drittes von zwölf Kindern zur Welt. Nach dem Abitur studierte er zunächst Theologie, wandte sich aber bald den philologischen Fächern zu. Der Schriftsteller arbeitete als Dramaturg für das Hamburger Nationaltheater und verfasste zahlreiche berühmte Werke. Privat hatte Lessing 1777/78 sowohl den Tod seines Sohnes als auch den seiner Frau zu verkraften. Er starb am 15. Februar 1781 vereinsamt in Braunschweig. Die Uraufführung seines "Nathan" im Jahr 1783 erlebte er nicht mehr. Als bedeutendster Dichter, Denker und Kritiker der Aufklärung, dessen Genialität sogar Goethe bewunderte, gilt er heute als erster moderner Autor Deutschlands.
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